W W W . O R G O N O M I E . J I M D O S I T E . C O M

 

Facebook-Einträge von David Holbrook, M.D.

 

 

 

 

Emotion, Sensation, Kognition

David Holbrook, M.D.

 

„Anoesis“ wird als Geisteszustand definiert, „der aus dem Fühlen einer Emotion ohne kognitiven Inhalt besteht“.

Ich persönlich würde es so ausdrücken: das Erleben von Emotionen, ohne sofort oder möglicherweise sogar jemals zu wissen, „worum es geht“. Die Emotion nur tolerieren, ihr vertrauen und ihr erlauben sich zu offenbaren. Ich stelle mir Gedanken tatsächlich als eine Form von Sensation vor, die sich in gewisser Weise antithetisch zur Emotion verhält, die hauptsächlich eine Körpererfahrung ist.

Die Psyche lebt im Soma. Sie sind durch das autonome Nervensystem miteinander verbunden.

Ein Beispiel dafür, warum ich die Begriffe „Emotion“ und „Sensation“ als Gegensatz verwenden würde, ist, was wir bei der Konversionsreaktion sehen: Emotion wird in Sensation umgewandelt. Zum Beispiel eine Hand, bei der alle Finger taub sind; ein Phänomen, das anatomisch praktisch unmöglich ist, da die Finger von drei verschiedenen Nerven innerviert werden, von denen höchstwahrscheinlich nicht alle gleichzeitig betroffen sind. Wenn der Patient die Emotion befreit und erlebt, verwandelt sich die Sensation wieder in Emotion und die Finger sind nicht mehr taub.

Zum intellektuellen Verstehen: Oft ist es notwendig, zuerst die Emotionen zu spüren, bevor man anfängt, sie intellektuell zu verstehen. Wenn du für deine Emotionen offen bist, können deine Emotionen dir im Grunde „erklären“, was vor sich geht. Dein „Verstand“ kann aus deinen Emotionen „lernen“, was Dinge „enthüllt“, von denen du „nicht wußtest, daß du sie denkst“ oder fühlst.

Ich sage meinen Patienten, daß Emotionen wie das Wetter sind: Es handelt sich um spontane, natürliche Phänomene, die wir gemeinhin nicht kontrollieren. Wenn wir sie in einer kontrollierten Umgebung durcharbeiten können, in der sie niemanden verletzen, hilft dies, die „Rationalität“ wiederherzustellen. Ich denke, daß die meisten Ideen aus Emotionen stammen und nicht umgekehrt, wie es die Kognitivisten vertreten. Natürlich führen Gedanken manchmal zu entsprechenden Emotionen. Aber oft folgt die Erzählung der Stimmung und nicht umgekehrt!

Es ist wie auf dem Rücken eines Elefanten zu reiten: Der Elefant wird dorthin gehen, wohin er will. Aber wenn du eine gute Beziehung zum Elefanten hast, kannst du ihn möglicherweise dazu überreden, eine weniger destruktive Richtung einzuschlagen!

Emotionen können rational sein, wenn sie frei und natürlich sind.

 

Gott, der Kern, der Mechanismus, der Liberalismus und die Orgasmusangst

Ich hatte gerade einen Gedanken: Ich habe darüber nachgedacht, wie liberale Atheisten Gott hassen. Was ich als Kind, das in einem liberalen Umfeld aufgewachsen ist, gesehen und sogar selbst erlebt habe, ist, daß jede Erwähnung Gottes Liberale tatsächlich erschreckt! Sie denken zum Beispiel sofort, daß, wenn man Gott erwähnt, das bedeutet, man eine Art repressiver Faschist ist, der sie kontrollieren und ihnen all ihre „Freiheit“ wegnehmen will. Ich bin mir nicht sicher, wie ich das alles verstehen soll, aber ich hatte gerade einen Gedanken, den ich noch nie zuvor hatte: Ist es möglich, daß bei den mechanistischen Menschen die Vorstellung von Gott tatsächlich Orgasmusangst verursacht? Meine Überlegung ist, daß Religion im allgemeinen bei Menschen tatsächlich Emotionen weckt, was bedeutet, daß sie wahrscheinlich auch ein gewisses Strömen verursacht. Der mechanistische Mensch hat absolute Angst vor dem Strömen, genau wie die Liberalen, oder zumindest die Liberalen, die weit links stehen oder besonders mechanistisch oder atheistisch sind. Reich beschrieb den Homo mechanicus als eine „Gehirnmaschine“. Alles, was also das Strömen provoziert, würde ihm Orgasmusangst bereiten, einschließlich der Vorstellung von Gott oder irgendeine religiöse Erfahrung.

Und vielleicht ist der Grund dafür, daß Liberale es plötzlich mit der Angst bekommen, daß religiöse Menschen versuchen werden, sie zu „kontrollieren“ oder ihnen „die Freiheit zu nehmen“, weil die Idee Gottes tatsächlich droht, ihre mechanistische Panzerung zu durchbrechen und ihnen deshalb ihre Ersatzkontakt-Version der „Freiheit“ zu nehmen? Mit anderen Worten, vielleicht droht die Vorstellung von Gott sie tatsächlich mit sich selbst in Kontakt zu bringen, so daß all die lächerliche Scheiße, die sie tun, all die Perversionen und all das liberale Ausleben ihrer Neurose, durch die Idee von Gott bedroht wird, da „Gott“ eigentlich Kernkontakt bedeutet?

 

Linke und Orgonometrie

Ein Orgonom kann eine liberale oder konservative biophysische Charakterstruktur haben. Biophysischer Charakter ist nicht unbedingt dasselbe wie politische Zugehörigkeit. Der biophysische Charakter wurde/wird (von Reich, Baker, Konia usw.) als ein biologisches Phänomen betrachtet. Es gibt biophysische Liberale beim ACO, aber keine Linken (Pseudoliberale). Ich selbst habe einen liberalen biophysischen Charakter, auch wenn ich mich zur Zeit der konservativen Seite des Spektrums anschließe (weil ich sehe, daß es zu diesem Zeitpunkt in der Geschichte mehr Kernkontakt auf dieser Seite gibt).

Ist der ACO „konservativ“? Ich denke, wir würden zugeben, daß die Organisation konservativer Natur ist. Ist sie andererseits wirklich konservativ? Die Orgonomie ist sicherlich nicht konservativ im herkömmlichen Sinne des Wortes „konservativ“!

Diese ganze Angelegenheit, das Wort „konservativ“ orgonomisch zu definieren, ist heikel. Meiner Meinung nach ist die orgonomische Soziologie ein laufendes Projekt. Die Sache mit der ACO-Definition von „konservativ“ ist: es bedeutet im wesentlichen „mehr vom Kern her als beim Liberalismus“, weil Dr. Konia den Konservatismus mit einem Zustand gleichgesetzt hat, der vorwiegend mit der Pulsation (die eine Kernfunktion ist) assoziiert ist, im Gegensatz zum Liberalismus, der seiner Meinung nach vorwiegend mit der Funktion der Kreiselwelle assoziiert ist (die, wie man argumentieren kann, eine eher „periphere“ oder „oberflächliche“ Funktion ist). Wenn wir also „konservativ“ sagen, dann ist das in gewisser Weise vielleicht eine Tautologie: Konservative haben angeblich mehr Kernkontakt und mehr Kernkontakt macht einen angeblich konservativ.

Reich beschrieb sich selbst als liberal strukturiert (Baker äußerte die Ansicht, daß Reichs Charakter nichtsdestotrotz konservativ war). Aber „liberal“ und „links“ sind zwei verschiedene Dinge. In Menschen im Staat drückte Reich seine endgültigen Schlußfolgerungen zur Soziopolitik aus und machte deutlich, wo er stand. Und es ist klar, daß er, obwohl er sich selbst für einen Liberalen gehalten haben mag, erklärte, daß er kein Linker sei.

Wenn jemand ein Linker oder Pseudoliberaler ist, dann ist er von Reichs soziologischen Ansichten abgewichen. Wenn sie auf dich gereizt oder wütend oder hysterisch reagieren, ist das ein Zeichen dafür, daß in ihrem Charakter etwas steckt, das eine funktionelle Diskussion nicht tolerieren kann. Funktionelles Denken ist klar und einfach. Gepanzertes Denken ist komplex und verworren. Gepanzertes Denken ist auch von einem moralistischen Tonfall geprägt. Funktionelles Denken ist nicht moralistisch. Wenn man also auf heftigen (Pseudo-)Moralismus trifft, wie er für den Pseudo-Liberalismus charakteristisch ist, ist das ein Hinweis darauf, daß man es mit gepanzertem Denken zu tun hat. Ein weiterer Hinweis darauf, daß man es mit gepanzertem Denken oder pestähnlichem Denken zu tun hat, ist, wenn man sich verwirrt, festgefahren, verkrampft oder eingeschüchtert fühlt, nachdem man sich mit diesen Leuten ausgetauscht hat, oder wenn es so aussieht, als wollten sie Schuldgefühle bei einem hervorrufen.

Pseudoliberale sind viel viel aggressiver und gefährlicher als Konservative.

Die Gefahr liegt zum Teil darin, daß sie indirekt und hinterhältig sind. Das macht sie zu gefährlicheren Gegnern als die Konservativen, die leichter zu durchschauen sind. Die Aggression der Konservativen ist wie die von Trump offensichtlich. Natürliche Aggression und Sadismus sind zwei verschiedene Dinge (Reich beschreibt dies). Pseudoliberale Aggression ist sadistisch, verbirgt sich aber hinter einer Fassade von Rationalisierungen. Natürliche, gesunde Aggression ist nicht sadistisch, sie ist einfach und setzt sich angemessen durch. In dem Maße, wie die soziale Fassade zusammenbricht, wird die Aggression der sekundären Schicht (Sadismus) mehr und mehr in den Vordergrund gerückt, aber im Falle der Pseudoliberalen wird immer noch rationalisiert, daß sie im Dienste eines erhabenen Ideals steht.

Was die Akzeptanz der Orgonometrie betrifft: Meines Wissens ist sie nur von Leuten akzeptiert worden, die Fans des ACO sind. Als sich das Institute for Orgonomic Science in den 80er Jahren vom ACO abspaltete, gab es in ihrer Zeitschrift einen Kommentar, der das Buch von Jacob Meyerowitz über Orgonometrie (Before The Beginning of Time) ins Lächerliche zog. Natürlich hat Reich die Orgonometrie erfunden/entdeckt. Als nächstes schrieb Meyerowitz sein Buch. Im Anschluß daran schuf Dr. Konia den Rest. Der Teil, der Reich allein gehört, ist einfach die orgonotische Strömung, das er als die gemeinsame Funktionsprinzip von Erregung und Sensation betrachtete. Konia änderte das in Strömung als CFP von Erregung und Wahrnehmung. Er schuf dann den Rest dessen, was er die „Gleichung des Kontakts“ nennt, obwohl die meisten der tatsächlichen Komponenten der Gleichung von Reich stammen. Konia formulierte die Beziehungen zwischen den verschiedenen Funktionen, die Reich beschrieben hatte.

Meiner Ansicht nach sind Leute, die sich „Orgonomen“ nennen und nicht formal mit dem ACO verbunden sind, zumindest zum größten Teil keine Orgonomen. Ich würde dies nicht unbedingt oder ganz auf ihre Ablehnung des ACO stützen. Ich würde es auf die Tatsache stützen, daß es mir offensichtlich scheint, daß sie in vielen oder den meisten Fällen auch viel von Reich ablehnen.

In Europa sieht man Leute, die sich selbst „Reichianer“ nennen, aber die Orgontheorie ablehnen. Es ist mir nicht einmal klar, ob alle Menschen in Amerika oder Europa, die sich „Orgonomen“ nennen, die Orgontheorie unterstützen. Wenn sie die Theorie nicht befürworten, sollten sie den Namen natürlich nicht benutzen.

Soweit ich weiß, gibt es unter Reichianischen und „orgonomischen“ Linken eine Bewegung, die behauptet, Reich sei „konservativ“ geworden, nur um sich in Amerika einzufügen. Das ist natürlich absoluter Quatsch und Unsinn. Viele der Leute auf Facebook, die sich selbst als Anhänger Reichs und der Orgonomie oder als „Orgonomen“ bezeichnen, sind offensichtlich Mitglieder dieser Bewegung.

 

Lustangst: Handeln Menschen tatsächlich immer in einer Weise, die mit ihrem Eigeninteresse übereinstimmt?

Ich denke, die Antwort ist eindeutig „nein“. Es ist offensichtlich der Fall in Beziehungen aller Art: zwischen Individuen, in unserem Arbeitsleben und sogar bei Nationen. Wir sehen, daß Menschen und Unternehmen und Länder in all diesen Bereichen regelmäßig „Selbstsabotage“ betreiben.

Meiner Ansicht nach sind all diese Phänomene eine Folge dessen, was der Psychiater Wilhelm Reich „Lustangst“ nannte: Kurz gesagt, Erfolg im Leben, in der Liebe und in der Arbeit ist grundsätzlich beängstigender als Mißerfolg. Das liegt daran, daß Erfolg immer mit Risiko verbunden ist und daher große Angst auslösen kann, während Mißerfolg vertraut ist und, wenn er nicht zu extrem ist, keine großen Schocks mit sich bringt.

“Die Orgasmusangst bildet den Kern der allgemeinen strukturellen Lustangst. Sie äußert sich gewöhnlich als allgemeine Angst vor jeder Art vegetativer Empfindungen oder Erregung oder der Wahrnehmung solcher Erregungen und Empfindungen“ (Die Funktion des Orgasmus, Fischer TB, S. 124).

„Lustangst: Die Furcht vor lustvoller Erregung, die gleichbedeutend ist mit Ausdehnung, im Grunde die Furcht vor Erweiterung und Bewegung“ (E.F. Baker: Der Mensch in der Falle, München 1980, S. 32).

 

Solschenizyn, Dostojewski, Gott und der Kommunismus

Ich habe viel mit der Idee von Gott gerungen (und es ist ein umfassender und detaillierter Kampf) und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich mit Solschenizyns These unten und an anderen Stellen zu 100% übereinstimme (die auch Dostojewskis These ist), aber ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, daß sein Standpunkt zumindest teilweise einer gewissen Wahrheit entspricht. (Und den Ausschnitten zufolge, die ich von Marx' Schriften gesehen habe, war Marx sicherlich außerordentlich feindlich gegenüber der Idee von Gott.) Es ist auch glasklar, daß der Kommunismus und seine Derivate eine alternative Weltanschauung zu der der großen Religionen bieten, ungeachtet der Bemühungen vieler, den großzügigen Geist im Christentum und anderer Religionen fälschlicherweise mit dem angeblich freigiebigen Geist im Kommunismus und Sozialismus gleichzusetzen. Jedenfalls ist jede Betrachtung von Solschenizyn oder Dostojewski ohne Bezug auf Gott unmöglich, weil Gott in beiden Glaubenssystemen eine zentrale Rolle spielt. (Interessanterweise haben beide Männer in ihrem Leben außerordentlich gelitten und lange Zeit in russischen Gefängnissen verbracht; in beiden Fällen kämpften sie offensichtlich mit Bitterkeit, überwanden sie aber in unterschiedlichem Maße mit der Idee von Gott.)

Vor über einem halben Jahrhundert, als ich noch ein Kind war, erinnere ich mich, daß ich von einigen alten Leuten folgende Erklärung für die großen Katastrophen, die Rußland heimgesucht hatten, hörte: „Die Menschen haben Gott vergessen, deshalb ist das alles geschehen.“ Seitdem habe ich mich fast 50 Jahre lang mit der Geschichte unserer Revolution beschäftigt. Dabei habe ich Hunderte von Büchern gelesen, Hunderte von persönlichen Zeugnissen gesammelt und bereits acht eigene Bände zu den Bemühungen beigetragen, die Trümmer dieses Umbruchs zu beseitigen. Aber wenn ich heute gebeten würde, die Hauptursache für die ruinöse Revolution, die etwa 60 Millionen unseres Volkes verschlungen hat, so prägnant wie möglich zu formulieren, könnte ich es nicht treffender sagen als: „Die Menschen haben Gott vergessen, deshalb ist das alles geschehen.“
Es war wieder einmal Dostojewski, der aus der Französischen Revolution und ihrem offensichtlichen Haß auf die Kirche die Lehre zog, daß „die Revolution notwendigerweise mit dem Atheismus beginnen muß“. Das ist absolut richtig. Aber die Welt hatte noch nie zuvor eine Gottlosigkeit gekannt, die so organisiert, militarisiert und hartnäckig bösartig war wie die, die vom Marxismus praktiziert wurde. Innerhalb des philosophischen Systems von Marx und Lenin und im Herzen ihrer Psychologie ist der Haß auf Gott die Hauptantriebskraft, grundlegender als alle ihre politischen und wirtschaftlichen Ansprüche. Der militante Atheismus ist nicht bloß ein Nebeneffekt oder eine Randerscheinung der kommunistischen Politik; er ist nicht ein Nebeneffekt, sondern der zentrale Angelpunkt.

Alexander Solschenizyn

 

Überlegungen zu Politik, Polarisierung und der Frage nach dem „Geist“

Ich denke, Polarisierung ist eine Art soziologisches Phänomen, das über die Politik hinausgeht, obwohl es von ihr genährt wird. Die Menschen brauchen also eine Art Rahmen, der sie daran erinnern kann, was an der Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, von Bedeutung ist. Und in dem Maße, in dem sie diesen Rahmen haben, stammt er wahrscheinlich letztlich aus einem sozialen Bereich, der völlig außerhalb der Politik liegt. (Zum Beispiel, wie man im Laufe seines Lebens von einzelnen Menschen wie Familienmitgliedern oder Freunden oder Liebhabern usw. behandelt wurde.) Leider neigt die Politik von Natur aus zur Polarisierung, was meiner Meinung nach zumindest teilweise den ganzen Wert der Politik in Frage stellt, obwohl wir ohne sie nicht leben können, weil wir eine Art von Regierung brauchen. Ich denke, daß einzelne Menschen danach streben können und sollten, einige der der Politik innewohnenden „Neurosen“ zu überwinden, aber das ist schwierig, weil ich glaube, daß alle Formen der Politik, mit denen die Menschen bisher experimentiert haben, etwas Neurotisches an sich haben. Und tatsächlich: je weiter man nach links oder rechts geht, desto mehr löst sich die ganze Vorstellung, miteinander auszukommen, in Luft auf, was tatsächlich von der Ideologie, sei sie links oder rechts, unverhohlen zum Ausdruck gebracht wird.

Eine Sache, die tendenziell völlig vergessen wird, ist jede Art von Weisheit, die über Hunderte und Tausende von Jahren der menschlichen Geschichte angesammelt wurde. Ich weiß einfach nicht, wie man das Konzept „Geist“ loswerden könnte. Nicht unbedingt in irgendeinem übernatürlichen Sinn; aber es gibt etwas an der Art, wie wir alle miteinander in Beziehung stehen, das sich schwer auf eine Formel reduzieren ließe. Wir „wissen“ einfach oder „wissen nicht“, wie wir miteinander umgehen sollen, unabhängig davon, welcher Ideologie wir verhaftet sind. Und es scheint, daß je mehr Ideologie, desto weniger Weisheit bzw. Geist bzw. Wissen.

Aber ich kenne keine politische Mainstream-Theorie, die ein praktikables Verständnis der menschlichen Natur oder sogar der Soziologie, Gesellschaft, Kultur oder auch der Politik selbst böte. Ich glaube auch nicht, daß es irgendeine Religion gibt, die ein gründliches Verständnis von all diesen Dingen bietet. Aber ich denke, es gibt eine Menge „Geist“ in der Religion, eine Menge Weisheit, eine Menge Gefühl und Emotion, die tatsächlich wesentlich sind. Sobald man die Religion jedoch organisiert, wird sie (ähnlich wie jede politische Bewegung) verzerrt und destruktiv.

Ich denke, es ist vor allem wichtig, sich selbst zu untersuchen, nach innen zu schauen. Und ich weiß nicht, ob es irgendeine politische Theorie gibt, die das vertritt: Es geht immer um den anderen: politische Theorien scheinen immer das Bedürfnis zu haben, andere politische Theorien zu dämonisieren. Das scheint allen oder fast allen politischen Theorien inhärent zu sein. Und ich denke, daß man, um das zu lösen, alle möglichen Quellen zu Rate ziehen muß, wahrscheinlich auch (aber nicht ausschließlich) die Religion.

Was zieht uns zu einer bestimmten politischen Theorie hin? Wäre es fair zu sagen, daß es im Wesentlichen etwas Emotionales ist? Die Theorie klingt für uns gut, sie klingt richtig, sie klingt moralisch, sie klingt ethisch, sie scheint das Angebot einer wohlwollenden Vision des menschlichen Lebens zu sein, und wir fühlen uns gut dabei. Und dann fangen wir an, anderen politischen Visionen gegenüber feindselig eingestellt zu sein.

 

Natur, Panzer, Persönlichkeit und Charakter

Die „Natur“ eines Menschen ist die Art und Weise, wie er seine Freude, seine Lustgefühle und andere gesunde Impulse auslebt. Sein „Panzer“ (psychologische Abwehrmechanismen) ist die Art und Weise, wie er seine Furcht und Angst und alle daraus resultierenden Impulse und Emotionen, einschließlich Wut und Traurigkeit, auslebt. Und seine Persona (die oberflächliche Schicht oder Persönlichkeit, die Art und Weise, wie er sich der Welt und sich selbst gegenüber präsentiert) ist die Art und Weise, wie er versucht, zwischen seiner Natur, seinem Panzer und den wahrgenommenen Anforderungen der Außenwelt zu vermitteln. Zusammengenommen bilden diese drei Dinge – Natur, Panzer und Persona – den psychologischen „Charakter“ eines Menschen.

 

Über religiöse Gefühle

Ich weiß nicht, wo ich mich auf dem Spektrum der Spiritualität befinde. Ich habe mich immer für einen Atheisten gehalten, außer vielleicht in den ersten acht Jahren meines Lebens, als ich eine Art vager Vorstellung von Gott hatte. Ich hatte keine religiöse Erziehung, meine Familie ging nicht in die Kirche, ihr Hintergrund war protestantisch.

In dem Maße, in dem ich offener für mein Gefühlsleben geworden bin und besser damit umgehen kann, ohne mich zur Abwehr in meinen Kopf zurückzuziehen, ist mir mehr und mehr bewußt geworden, wie emotional das Christentum ist – und zwar auf eine Weise, die mir gesund erscheint. Außerdem habe ich, wenn in meinem Leben gute Dinge geschehen sind, eine solche Dankbarkeit empfunden, daß ich einfach jemandem danken wollte! Etwas, das größer ist als ich selbst. Und es fühlte sich nicht so an, als könnte man es auf eine Person beschränken. Und es fühlt sich manchmal auch nicht so an, als könne man es einfach auf eine „Energie“ beschränken, obwohl ich an Energie „glaube“ und denke, daß sie der Hauptakteur bei Emotionen und so vielen anderen Dingen ist. Aber ich habe auch das Gefühl, daß etwas Menschenähnliches irgendwie durch die Energie hindurchgeht, mit ihr verwoben ist. Wie ein Gott. Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll. Ich weiß nur, daß es sich gut anfühlt. Vielleicht ist das alles nur eine psychologische Projektion oder ein psychologisches Bedürfnis, Dinge zu personifizieren. Aber so oder so, es ist mir egal. Denn eines weiß ich: Es ist gut.

Ich betrachte mich als einen Menschen, der sich der Rationalität in ihrer strengsten denkbaren Form verschrieben hat. In diesem Sinne erscheint mir alles, was scheinbar irrational ist, wie eine Lüge, ein potentiell gefährlicher Verstoß gegen die Wahrheit. Aber es gibt etwas an diesem ganzen emotionalen/spirituellen Bereich, der irgendwie jenseits der Rationalität liegt, und es fühlt sich an wie etwas sehr Gutes, das es einem irgendwie erlaubt, Dinge zu begreifen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, die einfach nicht „rational“ erscheinen, aber dennoch wichtig und lohnenswert sind. Außerdem enthält das Christentum so viel Weisheit, die so tief ist und selten in einer tieferen und wahrhaftigeren Form ausgedrückt wird.

Das Christentum (auch der Buddhismus kommt mir in den Sinn, aber ich habe das Christentum in vielerlei Hinsicht bevorzugt) hat viele Einsichten darüber, was es bedeutet, ein Mensch zu sein; Einsichten, die in mancher Hinsicht psychologisch tiefgründig und in anderer Hinsicht soziologisch tiefgründig und wieder in anderer Hinsicht einfach nur tiefgründig sind; und das in einer Weise, die zeigt, daß die Rationalität allein – wie wir sie verstehen – ihre Grenzen hat.

Das ganze ist verschwommen. Aber so vieles im Leben ist unscharf. Und ich glaube, daß das Akzeptieren der Unschärfe manchmal der erste Schritt sowohl zur Rationalität als auch zu einigen der gesunden Aspekte dessen ist, was jenseits der Rationalität, wie wir sie verstehen, liegt.

 

Was ist "Kontakt"?

Der Psychiater Wilhelm Reich (1897-1957) benutzte das Wort „Kontakt“ häufig und auf einzigartige Weise. Was Reich mit „Kontakt“ meinte, ist einfach und dem Wort inhärent: es bedeutet, daß Dinge einander berühren, miteinander „in Kontakt“ sind. Das können zwei Ideen oder zwei Menschen sein oder die Kommunikation zwischen zwei Organen des Körpers. So können zwei Menschen „in Kontakt“ sein oder ein Mensch kann „in Kontakt“ mit seinem eigenen Innenleben sein. Und wenn mehrere Dinge miteinander in Kontakt stehen, bedeutet das „Integration“. Wenn Menschen sich also „kontaktvoll“ verhalten, sind sie integriert: sie nehmen korrekt und klar und einfach viele verschiedene Dinge gleichzeitig wahr, und wie all diese Dinge zusammenhängen. „Kontaktvolles“ Denken ist also in der Lage, ein hohes Maß an Integration zu leisten, eine Gestalt zu betrachten (parallele statt lineare Verarbeitung), viele Dinge gleichzeitig zu betrachten, was einen im Wesentlichen weise macht und dazu führt, daß man ein besseres „Urteilsvermögen“ hat in dem Sinne, daß man weiß, was zu tun ist, wie man sich zu verhalten hat und wie man mit Dingen umzugehen hat. „Kontaktvollsein“ ermöglicht es auch, mit der ganzen Psyche und dem ganzen Körper am Leben teilzuhaben, auch an der Liebe und an genitalen Liebeserfahrungen. Kontaktvollsein beinhaltet also, wie man liebt und wie man die Welt wahrnimmt. Kontaktvollsein ist um so eher möglich, je freier ein Mensch von Kontaktblockaden (Blockaden des „Strömens“, d.h. Blockaden der freien Bewegung von Energie und der freien „plasmatischen“ Bewegung der verschiedenen Körpersubstanzen) ist. Volle Wahrnehmung und volle Erregung und Handlung sind nicht möglich ohne die volle Beteiligung aller Elemente von Psyche und Soma gleichzeitig. Kontaktvollsein ist also Gesundheit.

 

Über „Kontakt“ und Singen (Brief an eine Gesangslehrerin)

Es ist mir nie in den Sinn gekommen, das Wort „Kontakt“ in Bezug auf Ihre Arbeit zu verwenden, aber es wäre zutreffend zu sagen, daß Sie in Ihrer Arbeit helfen, „Kontakt“ zwischen den verschiedenen Muskeln des Stimmapparates herzustellen.

Ich weiß nicht, ob es auch zutreffend wäre, zu sagen, daß Sie dem Schüler helfen, den Kontakt zwischen seiner Wahrnehmung oder Psyche und dem Stimmapparat herzustellen. Da es sich um eine autonome Sache handelt, soweit ich das verstehe, bin ich mir nicht sicher, ob man sagen kann, es liege ein Element der bewußten Wahrnehmung und „Koordination“ vor. Ich glaube, Sie verwenden das Wort „Koordination“ oft in Bezug auf die Verbesserung der Koordination zwischen den verschiedenen Muskeln des Stimmapparates. Und ich nehme an, daß „Koordination“ in diesem Sinne ziemlich gleichbedeutend mit „Kontakt“ bzw. „Integration“ sein könnte.

Damit ein Schüler Ihren Anweisungen im Unterricht folgen kann, ist eine Art verbesserter, die Wahrnehmung umfassender Kontakt zwischen seinem Bewußtsein und seiner Fähigkeit erforderlich, die Töne und Bewegungen zum Ausdruck zu bringen, die Sie ihm vorgeben. Entsprechend ist bedenkenswert, ob es hier ein gewisses Maß an Koordination und Kontakt zwischen dem Zentralen Nervensystem (ZNS) und dem Autonomen Nervensystem (ANS) gibt. Und ich denke, das gilt für jede Art von Kontakt: Ich habe oft den Eindruck, daß Geist-Körper-Therapien wie die medizinische Orgontherapie (und Kontakt im allgemeinen) eine stärkere Integration zwischen dem ZNS und dem ANS mit sich bringen; nicht in dem Sinne, daß das ZNS die „Kontrolle“ über das ANS erlangt, sondern in dem Sinne, daß das ZNS besser darin wird, die „Signale“ wahrzunehmen, die vom ANS kommen; tatsächlich dem ANS „Aufmerksamkeit zu schenken“, was auch damit zu tun hat, den eigenen Gefühlen (= Emotionen und bewußte Erfahrungen/Empfindungen) Aufmerksamkeit zu schenken.

 

Schlaf

Der Schlaf ist eine der wichtigsten physiologischen Funktionen, aber die wissenschaftliche Gemeinschaft hat noch kein umfassendes Verständnis davon entwickelt. Die Orgonomie (ein Forschungszweig der klinischen Psychiatrie und der Naturwissenschaften, der sich mit energetischen Prozessen in der Natur, in der Gesundheit und in der Krankheit befaßt) hat damit begonnen, Schlaf und Träume aus orgonomischer Sicht zu betrachten (die Untersuchung einer Energieform, die als „Orgonenergie“ bezeichnet wird). Harman (2007, 2009) hat die Rolle des autonomen Nervensystems im Schlaf hervorgehoben. Das ANS ist der Teil des Nervensystems, der die Emotionen und andere lebenswichtige unbewußte physiologische Funktionen steuert. Konia (2001, 2007) hat die Orgonometrie (das Studium der Funktionen der Orgonenergie) angewendet, um die Funktion von Träumen zu beschreiben.

 

Wer hält dich zurück?

Menschen, die Glück und Erfolg im Leben finden, sind so erfolgreich, weil sie verstehen, wie sie sich selbst zurückhalten, statt zu überlegen, wie die Welt oder andere sie zurückhalten.

 

Dingen nachjagen, die es nicht gibt

„…es ist sehr charakteristisch für die Emotionelle Pest, dich dazu zu bringen, etwas hinterherzujagen, das nicht existiert und nicht existieren kann. Sobald die Pest das erreicht hat, wirst du dich im Kreis drehen, und deine Verwirrung und Unbeweglichkeit ist damit für einen längeren Zeitraum garantiert.“ Anonymous

 

Die Neuartigkeit von Freiheit und Demokratie

Demokratie und Freiheit sind in der menschlichen Geschichte noch neu. Die Menschen sind noch nicht vollständig an diese Dinge gewöhnt. So können sie diese Dinge vergessen oder sie als selbstverständlich ansehen, als ob sie der natürliche Zustand wären. Aber dieser natürliche Zustand ist nicht der Normalfall. Ich denke immer wieder über die amerikanische Geschichte und die Weltgeschichte nach und stelle fest, daß diese Dinge, mit denen wir uns jetzt beschäftigen, nicht neu sind, sondern alt. Sehr alt. Die Demokratie ist neu, die Freiheit ist neu. Unsere Verfassung beweist das. Sie war revolutionär, und sie wurde so gestaltet, daß sie versuchte die alten Herangehensweisen zu überwinden. Diese alte Art und Weise ist tief in den Menschen verwurzelt, aus welchen Gründen auch immer. Freiheit und Demokratie sind Produkte der Aufklärung. Despotismus ist die Norm. All das ist nicht ungewöhnlich. Es ist so alt wie die Zeit.

 

Spekulation

Spekulationen, die als Tatsachen angesehen werden, sind oft der Weg in die Katastrophe. Und Spekulationen gibt es heutzutage so viele. Sie haben in gewisser Weise die Beobachtung und das kritische Denken ersetzt, und sie können auch als Widerstand gegen Aufgeschlossenheit und Neugierde wirken.

 

Spekulative Schlußfolgerungen im Vergleich zu Schlußfolgerungen, die auf Beobachtung beruhen

Spekulationen sind in Ordnung – solange man sich bewußt ist, daß man spekuliert! Spekulationen sind eine ergiebige Quelle für kreative Gedanken und Hypothesenbildung. Sie sind nicht „schlecht“. Aber wenn sie die Beobachtung ersetzen und zu Schlußfolgerungen führen, die auf unzureichender Beobachtung beruhen, dann ist das ein ernstes Problem. Um die Dinge klar zu sehen, muß man sich davor hüten, Schlußfolgerungen zu ziehen, die auf Spekulationen beruhen und nicht auf dem soliden Fundament der Beobachtung. Es gibt einen Unterschied zwischen einer Beobachtung und einer Spekulation oder Schlußfolgerung. Man muß sich immer wieder fragen, ob man in seinem Kopf ausreichend zwischen Beobachtungen und Schlußfolgerungen unterscheidet. Wenn du zum Beispiel eine Schlagzeile in der Zeitung liest, frägst du dich, ob die Schlagzeile eine Beobachtung oder eine Schlußfolgerung vermittelt. Der Unterschied hat mit dem Grad der Spekulation zu tun. Frage dich, was als Beobachtung (Wissen) kommuniziert wird und was als Schlußfolgerung, die auf Spekulationen beruht.

 

Was wir gemeinsam haben

Es gibt immer etwas, das wir gemeinsam haben. Wir sollten versuchen, das nie zu vergessen.

 

Wie man denkt

Wie man denkt:

1) Beobachte zuerst, ziehe später deine Schlüsse.

2) Basiere deine Schlußfolgerungen auf Beobachtungen, nicht auf Spekulationen.

 

Vertrauen

Wir leben in Zeiten, die unsere Fähigkeit, allem zu vertrauen, vor große Herausforderungen stellen. Versuche, jede Gelegenheit zu nutzen, die sich dir bietet, um allem und jedem auf rationale Weise zu vertrauen. Ein Leben ohne Vertrauen ist nicht möglich. Ebensowenig wie eine Regierung, eine Gesellschaft oder Kultur und Zivilisation, ganz zu schweigen davon, daß Liebe ohne Vertrauen unmöglich ist. Wenn wir wirklich in einer Welt leben würden, in der man niemandem vertrauen kann, wäre es notwendig, jemandem zu vertrauen, nur um wie ein Mensch zu funktionieren. Ohne Vertrauen schlägt das Herz nicht, und das Gehirn ist nicht weiter als der Himmel, so wie es sein sollte.

 

Das Gehirn ist weiter als der Himmel

Das Gehirn ist weiter als der Himmel, denn – legt man sie nebeneinander – ist das eine im anderen enthalten.

 

Uneinigkeit

Nur weil jemand anderer Meinung ist als du, heißt das nicht, daß er böse Absichten hat. Es ist mir ein bißchen peinlich, daß ich das laut sagen muß.

 

Liebe und Haß

Liebe ist einfach.

Haß ist komplex.

 

Wenn man glaubt, die Motive anderer Menschen zu kennen

Ein weitverbreitetes Merkmal des gegenwärtigen kranken kulturellen Klimas ist die allgegenwärtige Tendenz, sich anzumaßen, die inneren Beweggründe anderer Menschen zu kennen. Auf diese Weise werden Menschen zu simplen Cartoon-Figuren reduziert.

 

Einfachheit gegen Komplexität

Ein Aspekt neurotischer sozialer und zwischenmenschlicher Phänomene ist, daß sie immer eine Qualität von quälender Komplexität haben. Gesunde soziale und zwischenmenschliche Beziehungen sind einfach und direkt.

 

Der Geist der Parteilichkeit

Der Geist der Parteilichkeit selbst ist oft ein größeres Übel und eine größere Gefahr für uns alle als die politische Philosophie und Politik derjenigen, mit denen wir nicht einverstanden sind. Die Gier nach Macht hat die Tendenz, all die edel klingenden Ideale, die von einer beliebigen Fraktion hochgehalten werden, in Beschlag zu nehmen.

 

Zuerst kommt die Wut

Zuerst kommt der Zorn. Als nächstes kommen die Ausreden für die Wut. In dieser Reihenfolge.

Politisches Gezänk ist eines der besten Beispiele dafür. Wir alle suchen nach Ausreden, um gemein zu sein, anstatt ehrlich zu uns selbst und anderen zu sein und demütig nach den wahren Ursachen zu suchen. Welch eine Schande. Und ein solcher Mißbrauch von Ideen. Aber leider werden oft Ideen, die ansonsten gut oder nützlich sind, für Zwecke eingesetzt, die wirklich nichts mit den Ideen oder ihrem Wert zu tun haben. So ist der menschliche Charakter.

Worauf man den Zorn richtet, ist zweitrangig und hat nichts mit dem eigentlichen Objekt des Zorns zu tun. Das wahre Objekt des Zorns, das psychologisch und emotional viel tiefer liegt als das unbewußt gewählte Objekt, bleibt also vor allen verborgen, auch vor dem eigenen Ich. Das wahre Objekt der Wut wird vor dem Selbst verborgen, um die extreme Angst zu vermeiden, die mit diesem Wissen verbunden wäre.

 

Über Unehrlichkeit

Wenn du anderen gegenüber unehrlich bist, schädigst du dich selbst am meisten. Andere mögen den Schmerz viel akuter und dramatischer empfinden, aber der Schaden, den du dir selbst zufügst, ist auf lange Sicht schlimmer, weil du den Kontakt zu dem verlierst, was du wirklich bist oder sein könntest, und weil du durch dein Versäumnis, ehrlich zu sein, feige gehandelt und deine Integrität und damit deine Selbstachtung tief in deinem Inneren verloren hast.

Im Gegensatz dazu wissen die Personen, die du verletzt hast, immer noch, wer sie sind, sie sind immer noch integer, haben immer noch Mut und können sich immer noch selbst respektieren und bewundern, weil sie niemanden verletzt haben.

Es ist unmöglich, andere zu belügen, ohne sich selbst zu belügen und letztendlich alle Konsequenzen daraus zu tragen. Du kannst anderen tragische Dinge zufügen und sie schwächen, aber die größte Tragödie wird sein, was du dir selbst angetan hast und wie du dich selbst geschwächt hast.

 

Über die Gewißheit

Eine Haltung der Gewißheit ist oft eher ein Zeichen von abwehrender Unsicherheit als von Weisheit.

Wenn man seine Meinung aggressiv vertritt, ist das ein Weg, um sich nicht unsicher zu fühlen. Ich bin der Meinung, daß Gewißheit fast nie ein gutes Zeichen ist! Meiner Erfahrung nach sind Menschen, die ein Thema, einen Bereich oder ein Handwerk wirklich gut kennen, nie sicher. Nur Menschen, die Wissen vermeiden, fühlen sich des Wissens, das sie haben, sicher! Menschen, die intellektuell wirklich anspruchsvoll sind, fühlen sich völlig wohl damit, unsicher zu sein, und sind immer bereit, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, daß sie falsch liegen.

 

 

zuletzt geändert
06.09.24

 

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