(51) ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS: David Boadella: Wilhelm Reich: The Evolution of His Work. London: Vision Press, 1973. (Deutsch: Wilhelm Reich. Leben und Werk des Mannes, der in der Sexualität das Problem der modernen Gesellschaft erkannte und der Psychologie neue Wege wies. Scherz-Verlag, Bern und München, 1981.)
(52) ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS: „Aus diesem Grunde haben jene beiden Mitarbeiter Reichs – Philipson und Lowen – die am meisten für die Weiterentwicklung seiner Konzepte und für die noch deutlichere Herausarbeitung seiner Unterscheidungen taten, die Orgasmusfunktion in den Zusammenhang der Untersuchung der zwischenmenschlichen Beziehungen überhaupt gestellt. (…) Alexander Lowens Buch Liebe und Orgasmus liefert eine eingehende Untersuchung der sexuellen Funktionen und ihrer Störungen sowie beider Beziehungen zu Kindheitserlebnissen einerseits und zur Persönlichkeitsentwicklung im allgemeinen andererseits. (…) Lowen bekräftigt die Auffassung Reichs, daß orgastische Potenz ein Ausdruck der Gesundheit und nicht ein Patentrezept zu ihrer Erlangung ist, und erteilt damit denen eine deutliche Antwort, die Reichs Ausführungen als einen Versuch mißverstehen, den Orgasmus zum Allheilmittel zu deklarieren. Während Philipson und Lowen die Reichsche Orgasmustheorie für detailliertere Studien des menschlichen Liebeslebens und der Persönlichkeitsstruktur fruchtbar machten (...)“ Boadella, Scherz Verlag, S. 34-36.
(53) ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS: In der deutschen Ausgabe anderslautend. Vermutlich meint Mathews hier Unterkapitel wie „Die kommunistische Verschwörung“ der deutschen Ausgabe.
(54) ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS: Siehe „Antwort auf David Boadellas ‚Occupational Hazards in Orgonomy‘“ von Paul Mathews.
(55) ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS: „Das fortschreitende Hervortreten paranoider Züge in Reichs privatem Verhalten hat seine Frau Ilse Ollendorff geschildert. In akuter Form geschah dies erstmals im Winter 1950/51, als das Oranur-Experiment gestartet wurde. Der zunehmende Einfluß, den wahnhafte Vorstellungen auf sein politisches und soziologisches Denken gewannen, gipfelnd in der Einbildung, die Hetze gegen seine Arbeit von psychiatrischer, medizinischer und pharmazeutischer Seite her sei Teil einer kommunistischen Verschwörung, wurde bereits geschildert. Ich glaube allerdings nicht, daß es vor Juli 1953 zu einem nennenswerten Übergreifen paranoider Vorstellungen auf seine wissenschaftliche Arbeit gekommen ist; diese entscheidende Grenzüberschreitung, dieser mit dramatischer Plötzlichkeit wirksam werdende Bruch, vollzog sich erst in jenem Monat.“ Boadella, Scherz Verlag, S. 286.
(56) ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS: „Als die F.D.A.-Inspektoren ihn des Betrugs beschuldigten, ein klarer Fall von Verleumdung und Beleidigung in ‚Pest-Manier‘, konterte Reich, indem er die F.D.A.-Ermittler anklagte, Spione Moskaus und ‚Higs‘ (hoodlums in govemment, d. h. ‚Gangster in der Regierung‘) zu sein. Schließlich übertraf er mit seinen tollen Anschuldigungen selbst den antikommunistischen Eiferer McCarthy.“ Boadella, Scherz Verlag, S. 271.
(57) ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS: Winzige und deshalb „unsichtbare“ blutsaugende Mücken. Reichs Bild für den hinterhältigen und feigen pestilenten Charakter, der aus dem Verborgenen mit übler Nachrede arbeitet.
(58) ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS: „Mit der Ad-hominem-Argumentation wurde nachträglich auch die norwegische Kampagne gegen Reich von 1938 erklärt (…) Sinngleich mit ‚Modju‘ verwendete Reich die Bezeichnungen ‚emotionelles Stinktier‘ und ‚emotioneller Bandwurm‘. Die ganze Sprache des Artikels über ‚Modju‘ ist eine Sprache schwelenden Hasses. Der Übergang von seiner klinisch-besonnenen Diktion zu dem eigenartigen, ‚wilden‘ Privatjargon der Modju-Welt war eines der ersten Anzeichen dafür, daß Reichs psychische Integrität, nachdem er sie so lange allen ihm hart zusetzenden Erfahrungen zum Trotz bewahrt hatte, schließlich doch zu zerbrechen begann.
Als Reich von der klinischen Auffassung der ‚emotionellen Pest‘ als einer keineswegs nur auf bewußte Böswilligkeit reduzierbaren psychischen Krankheit abzukommen begann und ein politisches Verständnis der Pest als organisierter Spionage und bewußter Konspiration und Klüngelwirtschaft hervorkehrte, gab er sich nicht mehr mit bioenergetisch fundierten Beschreibungen der Krankheit ab; vielmehr fing er an, deren aktivste Vertreter selbst mit ‚Pest-Methoden‘ anzugreifen.“ Boadella, Scherz Verlag, S. 270f.
(59) ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS: „Als Ausdruck seines Bedürfnisses, die Anerkennung und das Wohlwollen eines Teils der einflußreichen, meinungsbildenden Kräfte in den Vereinigten Staaten zu gewinnen, ist wohl auch der fanatische Kommunistenhaß zu verstehen, den Reich entwickelte und der seine letzten Lebensjahre prägte. Der wütende Antikommunismus vieler amerikanischer Politiker ist eine der krassesten Äußerungsformen der virulenten ‚emotionellen Pest‘. Reich stimmte nun in den Chor dieser Fanatiker ein. Und dieser Geisteshaltung entsprang auch der ‚Verschwörungs‘-Vorwurf, der Reichs politisches Denken während seiner letzten Jahre beherrschte. (…) Von diesem Zeitpunkt an wurde der ‚Rote Faschismus‘ zum Hauptfeind, und die klinisch-wissenschaftliche Bedeutung des Begriffes der ‚emotionellen Pest‘ machte einem politischen Gebrauch des Wortes Platz(.)“ Boadella, Scherz Verlag, S. 268f.
(60) ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS: „‚Ritter‘, schrieb er an A. S. Neill, ‚war das Werkzeug der roten Faschisten, die Jean Ritters starke Identifizierung mit ihm mißbrauchten.‘ Selbst Neill, einer der engsten Freunde Reichs, geriet in Verdacht, vielleicht wegen einer Fürsprache für Paul Ritter, vielleicht aber auch, weil in seinem Lehrerkollegium einige Kommunisten waren.“ Boadella, Scherz Verlag, S. 272.
(61) ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS: „Ein weiteres Anzeichen für Reichs wahnhaftes Denken zu jenem Zeitpunkt ist die Tatsache, daß er dieses Gespräch als Indiz dafür deutete, daß die Luftwaffe in der Beurteilung der von den Ufos ausgehenden Gefahr mit seiner Interpretation übereinstimmte. Aus formalen Empfangsbestätigungen und Höflichkeitsantworten, die er auf Schreiben erhielt, die er an verschiedene hohe Regierungsstellen geschickt hatte, schloß er, daß seine Tätigkeit in Regierungskreisen als ‚streng geheim‘ eingestuft werde; dementsprechend sah er in den Militärflugzeugen, die Orgonon überflogen, Wächter, die ihn beschützten, bzw. Dankesbezeigungen für seine Operationen mit dem Wolkenbrecher oder mit der Raumkanone. So suchte und fand er die Bestätigung für seine Überzeugung, daß ihm nun endlich machtvolle Unterstützung und Rückendeckung für seine Forschungen zuteil geworden sei.“ Boadella, Scherz Verlag, S. 292.
(62) ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS: „Als Bestätigung hierfür läßt sich seine scharfe Reaktion auf eine Rezension werten, die ich über ein Buch von Leonard Cramp geschrieben hatte. Ich hatte darin die Reichschen Spekulationen über die Möglichkeit, daß die Ufos Orgonenergie als Antriebskraft benutzen, aufgenommen und sie zu den Beschreibungen in Beziehung gesetzt, die Cramp von verschiedenen Ufo-Erscheinungen gab. All dies war notgedrungen ein tastender und ganz theoretischer Versuch, da es natürlich keine sicheren Fakten gab, auf die man bauen konnte. Reich kommentierte in einem Brief an Paul Ritter diese Rezension: ‚Die Besprechung von Mr. Boadella zu dem Raumschiffbuch erscheint mir korrekt, aber in meinen Augen eilt sie unserem gesicherten Wissen etwas zu weit voraus. Die Thematik ist explosiv und gefährlich. Schon heute ist der Buchmarkt überschwemmt mit den sensationellen, mystischen, pathologischen Spielarten der Tatsachenentstellung. Ich würde äußerste Zurückhaltung vorschlagen.‘“ Boadella, Scherz Verlag, S. 291.
(63) ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS: „Myron Sharaf hat berichtet, wie Reich sich über einen – Sharafs – Aufsatz ‚Hiding and Spying‘ (‚Sich verbergen und spionieren‘) äußerte: ‚Beim nochmaligen Durchlesen vermochte ich weitere Zweifel nicht ganz abzuschütteln. Ich hatte das bestimmte Gefühl, daß dieser Aufsatz von Ihnen auch das Werk entweder eines perfekten Modju-Genies oder eines meisterhaften Witzboldes sein könnte. Ich versuche nicht, Ihnen Angst einzujagen oder Sie zu beleidigen (…) Ich bitte Sie deshalb darum, Ihren eigenen Aufsatz sorgfältig zu analysieren und sich eine Meinung zu den folgenden zwei Fragen zu bilden: 1. Könnte dieser Aufsatz, wie er dasteht, von einem überzeugten, ausgewachsenen politischen Modju verfaßt worden sein? Wenn ja, wie? 2. Könnte diesen Aufsatz ein scharfsinniger Witzbold geschrieben haben, um die Orgonomie in den Augen der Öffentlichkeit zu diskreditieren? Wenn ja, wie?‘“ Boadella, Scherz Verlag, S. 271f.
(64) ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS: Lois Wyvell: An Appreciation of Reich. Journal of Orgonomy, 7:170-186, 1973.
(65) ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS: „Denn nun ließ ihn eine tiefe Furcht davor, durch diesen neuerlichen Angriff wieder ‚heimatlos‘ zu werden, Hilfe und Sicherheit bei einer Instanz suchen, die ihm beides, wie sich zeigen sollte, nicht geben konnte: bei der amerikanischen Verfassung.
1945, in Listen, Little Man, hatte er geschrieben: ‚Derjenige, der das Leben vor der emotionellen Pest zu schützen hat, muß das Recht auf freie Rede zu gebrauchen lernen, wie wir es in Amerika genießen.‘ Wie ironisch wirkt dieser Satz angesichts der späteren Verbrennung seiner Bücher; aber sein Glaube an die amerikanische Demokratie war eine Illusion, die Reich zu diesem Zeitpunkt schon zu nötig brauchte, um noch von ihr lassen zu können. Sie kontrastierte grell mit der erhellenden Klarheit seiner wirklichen Einsichten, und dies war ein Teil ihrer Funktion. Neill schrieb: ‚Einer meiner Briefe, in dem ich die russisch anmutenden Säuberungen des Senators McCarthy verdammt hatte, brachte mir eine zornige Erwiderung von ihm ein. Für ihn, den selbst so Aufrichtigen, bedeutete die Freiheitsstatue genau das, was sie verhieß.‘ Aber diese Art der Selbsttäuschung hat nichts mit Aufrichtigkeit zu tun. Wenn Reich sich selbst gegenüber ehrlich war, sah er, daß die Gesellschaft, in Amerika ebensogut wie irgendwo anders, zutiefst krank war. Wenn er unaufrichtig war und es nötig hatte, sich selbst vor der einen oder anderen Konsequenz der eigenen, schlüssigen Wahrnehmungen zu schützen, neigte er dazu, gewisse Dinge ‚zum Nennwert‘ zu nehmen, nur die Oberfläche zu sehen.“ Boadella, Scherz Verlag, S. 268.
(66) ANMERKUNG DES ÜBERSETZERS: Siehe „Leserbrief an Paul Ritters Zeitschrift ORGONOMIC FUNCTIONALISM (1959)“ von Paul Mathews.